«Alphatier bezeichnet in der Verhaltensforschung das Leittier einer Herde oder eines Rudels. Alphatiere sind in der Regel die kräftigsten, erfahrensten und aktivsten Tiere der Gruppe. Häufig sind sie auch die ältesten und die einzigen Männchen ihrer Gruppe, die Nachwuchs zeugen. Die Bezeichnung Alphatier ist abgeleitet von Alpha, dem ersten Buchstaben im griechischen Alphabet.» – So beginnt der Wiki-Eintrag über Alphatiere.

Alphatiere sind die Ersten in der Rangordnung, stehen also an der Spitze des ganzen Rudels und leiten es. Auch ins Verderben. Sie sind es, die bestimmen, in welche Richtung jetzt gelaufen wird, und was es wo zu fressen gibt, wo’s langgeht, was angesagt und trendy ist. Längst sind sie nicht mehr die Kräftigsten und Erfahrensten in der Herde. Und zunehmend weiblichen Geschlechts. «Alphas» können sich sehr gut selber verkaufen und andere manipulieren. Und sie haben etwas an sich, das andere scheinbar gerne hätten oder sehen, und ihnen deshalb blindlings folgen. Sozusagen, der Duftspur hinterherrennen. Und allerspätestens jetzt haben wir alle erkannt, dass sie längst nicht mehr nur in der Natur vorkommen. Alphamännchen und Alpha-Femininas gibt’s überall, sie sind global verbreitet. Lieben es, angehimmelt zu werden.

Sie sind auch mitten unter uns, vermehren sich unaufhaltsam und blitzschnell, und sie sind meistverbreitet in den Social-Media-Kanälen: Duck-mouth-boobies, selbsternannte Gurus für jedes Finanz- und Lebensproblem, Abenteurer und Lebenskünstler, Tattoo-Künstler, löffelschwingende Superköche, Food-Trendsetter und High-Society-Experten. So haben die «Alphas» ein leichtes Spiel, wo sie wollen das Ruder zu übernehmen. Denn: Keine Spezies ist so leicht manipulierbar wie der Mensch. Nur merken es die meisten nicht, oder dann, wenn’s zu spät ist. Wie viele Millionen rennen noch immer mit den Selfie-Sticks herum. Nicht wissend, wie blöd sie damit eigentlich aussehen. Wie wenn sie einen Spiegel Gassi führen würden. Hauptsache, sie folgen dem Alphatier, das ihn erfunden hat.

Aber auch an der Spitze von Unternehmen beissen sich Alphatiere fest, reissen das Ruder an sich. Kleben an Sesseln bis ins Greisenalter, steuern global und undurchsichtig. Horten in Paradise, raffen zusammen. Sie nisten sich ein in Chefetagen von Global-Organisationen und -Institutionen, genauso nahtlos hinunter bis in die tiefsten Etagen und Katakomben auf der dunklen Seite.

Wir finden sie unter Arbeitskolleginnen, in der Nachbarschaft, im Schulalltag. Sie kommen hemdsärmelig-ruppig daher, verhalten sich kampfbereit ihren (vermeintlichen) Rivalen gegenüber.

Seien wir gewarnt und lassen uns nicht vom Mainstream mitreissen. Zu manipulierbaren Marionetten verkommen und Massenware werden.

Denn nach wie vor ist es am wertvollsten und schönsten, Unique zu sein. 

Damit Sie nicht in die Falle tappen, hier ein paar Hinweise, wie und durch welche spezifischen Merkmale sich «Alphas» und vor allem Alpha-Femininas outen. Äussere und phonetische.

  • Alpha-Feminas gockeln herum, vielfach in High Heels, die sie nicht beherrschen, sind meistens grenznah gestylt und haben zu allem und jedem den Senf dazuzugeben.
  • Sie wollen Recht haben, auch wenn sie im Unrecht sind.
  • Auch wenn sie nicht direkt angesprochen werden, so hören sie doch immer jede Diskussion eifrig mit und fallen den Diskutierenden ins Wort, um ihre Sicht der Dinge kundzutun. Was meistens aufgeplustert dargestellt wird, damit es interessant tönt, aber falsch ist, banal und uninteressant für wirkliche Intellekte. Dazu gebrauchen sie ihr Sprachorgan überlaut und einige Oktaven höher, um alle anderen zu übertönen und zu unterbrechen. So erlangen sie sich Gehör. So reissen sie das Gespräch an sich. Das Gesagte untermalen sie dann theatralisch mit überlautem Gelächter – welches übrigens fast nonstop zum Tagesablauf gehört – auch wenn es nichts zu lachen gibt.
  • Machen sie einen Fehler, schieben sie es mit einem geschickten Lügenkonstrukt dem schwächsten Mitglied der Herde in die Schuhe.
  • Sie setzen sich bei jeder Gelegenheit in Szene, werfen das Haar (ob kurz oder lang) schwunghaft mit einer Hand zurück und knicken den Kopf in den Nacken, so als sähen sie von weit oben herab auf ihre Herde (Follower).
  • Alpha-Femininas sehen sich selbst mit grosser Überschätzung. Haben immer das Neueste vom Neuen und zeigen es stolz herum.
  • Sie kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, um die zu beindrucken, die sie nicht mögen, mit Geld, das sie nicht haben.
  • Sie treiben kaum Sport und brüsten sich mit den Sit-ups, die sie zwischen Dusche und Frühstück morgens um 4 gemacht haben.
  • Für Selfies entlehnen sie die Körper der Chippendales, die sie im PhotoShop mit ihrem Kopf bestücken, um sie danach ihrer Online-Gefolgschaft zu posten.
  • Sie lesen in aller Frühe die News, damit sie den ganzen Tag lang ihre Gefolgschaft mit Nonsens zuplappern können.
  • Sie zertrampeln die Unscheinbaren und Scheuen. Setzen Lügen in Umlauf, um diese zu diffamieren. Scharen Duckmäuser um sich, um die Herde zu vergrössern. Der banalste Trick zur Vergrösserung der Herde ist, dass sie andere schonungslos beschenken, um sich so deren Gunst zu erschleichen. Und fleissig verteilen sie Süssigkeiten für alle, um die Herde bei Laune zu halten.
  • Sie benutzen das Beta-Frauchen in der Herde als Wingman (Flügelmann), um ihren Auftrag auszuführen.

Sicher hat jeder schon mal Bekanntschaft mit dieser Form Alphatier gemacht.

Doch eines ist sicher: So schnell wie sie aus der Asche aufgestiegen sind, so schnell versinken sie auch wieder in die Bedeutungslosigkeit.

Das einzig Gerechte in dieser Welt ist die Tatsache, dass wir alle mit Beginn unseres ersten Atemzuges altern.