…wenn man am Abend einen Tag bräuchte, um die Geschehnisse der vergangenen 10 Stunden zu verarbeiten… «Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave.» Friedrich Nietzsche
Category : Das letzte Abendmail
Mütter lieben ewig. Geboren in ihrem Leib, hat die Mutter zu ihren Kindern eine ganz innige, tiefe Bindung, von der Natur gegeben. Sie hat die Bindung zum Kind bereits mit der Zeugung, auch wenn sie…
«Alphatier bezeichnet in der Verhaltensforschung das Leittier einer Herde oder eines Rudels. Alphatiere sind in der Regel die kräftigsten, erfahrensten und aktivsten Tiere der Gruppe. Häufig sind sie auch die ältesten und die einzigen Männchen…
Ich erhalte ein Paket mit der Aufschrift «Fragile – Vorsicht zerbrechlich!» Dementsprechend behutsam packe ich es aus.
Manchmal wäre es gut, wenn wir Menschen auch ein solches Schild zeigen könnten! Denn wir sind verletzliche und brüchige Wesen. Unsere Seele ist ein zartes, sensibles Konstrukt. Hauchdünn und extrem zerbrechlich! Behütet und umhüllt von einer dünnen Haut.
Das Leben hinterlässt Spuren an uns. Risse entstehen durch Krankheiten, Enttäuschungen, Lügen und Konflikte. Da braucht es schliesslich nur ein unbedachtes Wort oder ein weiteres Ereignis, das uns tief erschüttert, und unser Inneres liegt in Scherben. Wer dort hineingreift, schneidet sich. Wird selbst verletzt. Wir gehen ganz verschieden um mit unserem inneren Scherbenhaufen.
Vielleicht werden die Bruchstücke eilends zusammengekehrt und in einer Schublade versteckt, sodass niemand den Scherbenhaufen unserer Seele sieht. Wir ziehen uns zurück. Meiden die Menschen, damit nicht auch noch in den verbliebenen Scherben Risse entstehen. Wir werden einsam und versinken in Kummer und tiefer Depressionen. Aber dort beginnen die Scherben erst recht, neue Risse zu bilden. Bis sie wegen einer Kleinigkeit in Tausende Teilchen zerspringen. Und letztlich zu Staub zerfallen. Was nie mehr geflickt werden kann.
Von der Wirtschaft werden sie umgarnt und fast schon herangezüchtet: Die Kleinen, die mehr Erwachsene sind als Kinder.
Ebenbilder ihrer Eltern, von ihnen gefördert, in ihrem persönlichen Wahrnehmen genauso wie in der Art ihrer Selbstdarstellung: die Baby- und Kinder-Influencer. Angefangen hat’s damit, dass Celebrity-Babys, sobald geboren oder noch währenddem sie in die Welt gepresst oder kaiserschnittlich – mit Live-Schaltung in den Gebärsaal – geholt werden, auch schon über ihren eigenen Twitter- oder Insta-Account verfügen. Mama und Papa Celebrity füttern dann diese Accounts täglich mit reichlich Bildern ihrer Sprösslinge. Die ja so anders sind als Kinder der Normalos: Sie strahlen schöner, wachsen schneller, sind berufstätig noch bevor sie laufen können. Die eine eigene Marke bilden, gepusht von Mama und Papa. Dargestellt als Baby-Hipster, gekleidet ins Teuerste vom Teuersten. Gefüttert mit was auch immer die Wirtschaft gerade als «IN» erklärt. Umgeben von Luxus und Glitter. Und natürlich reichlich gesponsert mit Millionen, die sie zu ihren schon vorhandenen Millionen dazuverdienen. Indem sie sich und ihre Babys oder Kleinkinder als Influencer und Testimonials benutzen. Und die Masse folgt. Und die Wirtschaft profitiert.
Wie ich in unseren Breitengraden dieser Hitzewelle begegne
Die Extreme erlauben keine Superlative. Schwankungen und Hitzeperioden hat es schon immer gegeben.
Und doch leiden wir zuweilen doch sehr, wenn es so richtig vom Himmel brennt.
Denn hier zeigt das Thermometer seit Tagen Temperaturen über 32 Grad an. In der Nacht kühlt es nur wenig ab, und es ist schwer, überhaupt Schlaf zu finden.
Ja klar, in südlichen Breitengraden ist es viel heisser. Länger heiss. Zum Teil klettern dort die Temperaturen auf Rekordwerte von bis zu 50 °C!!!
Dennoch: Unsere Körper haben Extreme auszuhalten. Vor zwei Monaten hatten wir einen Kälteeinbruch mit bis zu –5 °C, im Januar während Tagen bis zu –20 °C !!
Verglichen mit den Temperaturen der herrschenden Hitzewelle ist das ein Unterschied von 55 °C. Das muss unser Körper zuerst einmal ausbalancieren. Wir versuchen zunächst, die Luft mit Ventilatoren abzukühlen. Was nur bedingt Erfolg beschert. Birgt dies immer die Gefahr, sich eine sogenannte Sommergrippe einzufangen.
Da lese ich den Tweet einer Erziehungswissenschaftlerin: «Die Attraktivität des Gymnasiums hat auch diesen Grund: eine Lehrstelle suchen zu müssen ist herausfordernder als eine Gymi-Prüfung.»
Will heissen, dass die Jungen nicht motiviert sind, eine Lehrstelle zu suchen, sondern lieber büffeln, bis sie umfallen, um mit der Gymi-Aufnahmeprüfung, die sie dann nur mit Stützunterricht bestehen, den Wunsch und Anspruch der Eltern zu erfüllen. So sehe ich das. Von einer etwas anderen Seite.
Denn das grosse Problem, warum immer mehr zu einem Studium tendieren und geschoben werden, ist unsere verkorkste Gesellschaft. Hochgradiges Zweiklassensystem driftet immer mehr ab ins Dreiklassensystem. Du bist doch ganz einfach niemand und weniger wert, wenn du keine Titel mit Bachelor oder Master, wie auch immer, vorweisen kannst. Ein Abschluss einer Hochschule ist heute das Mass aller Dinge, um in unserer Gesellschaft ernst genommen und geachtet zu werden. Auch als Kind für die Eltern. Und ein Muss, um in gewissen Firmen überhaupt die Chance zu haben, einen Job zu erhalten. Ein Muss, um überhaupt ins Land gelassen zu werden (Visagesuche aus Dritt-Staaten-Ländern).
_indi_ fragt auf Twitter in die Runde: Hatten wir schon den täglichen Mutanfall?
Zuerst muss ich schmunzeln. Aber dann animiert dieser Tweet mich zum Nachdenken. Es steckt so viel in dieser simplen Frage. Sechs simple Worte mit einer ungeheuren Wirkung. So sinniere ich und frage ich mich wirklich mal selbst. War ich heute schon mutig? Was ist Mut, und welches Tun kann als mutige Handlung bezeichnet werden.
Wann hatte ich den letzten Mutanfall?
Und zu was braucht man heutzutage Mut?
Mut, sich gegen mobbende Arbeitskollegen zu wehren?
Diesen Mut hatte ich nicht. Die Kraft fehlte mir, das nötige Selbstvertrauen.
Immer wieder kommt es in meinem Leben vor, dass Menschen, die ich sehr gerne habe und mir sehr viel bedeuten, sich von mir zurückziehen. Zum Teil jahrzehntelange Freundschaften mit wöchentlichen Kontakten bröckeln plötzlich und ich werde «vergessen». Einfach nicht mehr eingeladen oder zum Shoppen angefragt. Und wenn ich einladen möchte, klappt’s nicht, aus welchen Gründen auch immer.
Die langjährige Freundin wendet sich einer anderen zu, die vielleicht mehr Zeit hat. Oder als Mensch interessanter ist. Was sehr weh tut. Und ich komme mir verlassen vor, auch einsam. Gute Freunde wachsen nicht auf Bäumen.
Natürlich grüble ich herum und frage mich, was ich falsch gemacht habe. Oder vielleicht etwas gesagt, das dem Gegenüber nicht passte. Wobei meine Freundin und ich noch nie Differenzen hatten, was ich so schön finde. Sie wertet mich nicht. Oder hat nicht…
Ich bin schön. Ich bin Enzo.
Ich stamme vom Tibet-Terrier ab, sagt mein Herrchen.
Wir wohnen in einem Haus mit Garten. Da kann ich mich im Gras herumwälzen, herumtollen und an jeden Busch pinkeln. Manchmal liege ich auch nur flach auf dem Bauch und denke über mein Hundeleben nach. Wie heute. Da bin ich so gelegen und dann…
Und dann ist so eine kleine Kugel vorbeigekrochen und hat mich gestört. Gaaaaaaaaaanz langsam kam sie, mit so etwas Klebrigem hintenraus. Sie wollte aber nicht mit mir spielen. Da habe ich sie angeschaut, bis sie weg war.
Die Erde hat am Abend gebebt, 4,6 auf der Richterskala, was eigentlich ein doch recht hoher Wert ist. Für unsere Region. Das Epizentrum lag 2 Stunden von meinem Zuhause entfernt. Am andern Morgen war das dann in aller Munde, und im Radio wurde gefragt: «Wo warst du, als es bebte?» Ja wo war ich? Ich habe das Beben ehrlich gesagt nicht gespürt. Nicht eine einzige Vibration. Auch Enzo nicht, der Superhund meines Mitbewohners. Mein 300 Jahre altes Haus ist auf Fels gebaut.
Wahrscheinlich hat es schon einige Beben in seinem Leben überstanden, die viel stärker waren als das von gestern. Und es steht unversehrt und in seiner ganzen Schönheit: Es ist ein sogenannter Riegelstrick. Diese wunderschöne, altbewährte Technik an Konstruktion, die Bewegungen sanft ausbalanciert, was ein Betonklotz nicht kann.