«The Best Exotic Marigold Hotel» ist eine britische Komödie aus dem Jahr 2011, die 2012 in den deutschen Kinos lief. Sie basiert auf dem im Jahr 2004 erschienenen Roman «These Foolish Things» von Deborah Moggach …

… so der Beginn des Wiki-Eintrags.

Ich habe den Film dann erst im Sommer 2013 gesehen. Und er hat mich gepackt und ungemein beeindruckt. Er zeigt das pulsierende Indien, so, wie es ist. Er ist sehr authentisch – auch in der Skizzierung der Charaktere.

Da sind nun diese sieben betagten Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen, zum Teil verzweifelt, in ihrem Heimatland England keine Zukunft mehr sehen. Sei es wegen der Gesundheit, der Liebe oder aus finanziellen Gründen. Alle landen sie im selben Hotel, das auf dem Hochglanzprospekt weit edler erscheint, als es in Wirklichkeit ist: Das Best Exotic Marigold Hotel, a place for the elderly and beautiful. Mit mehr verlotterter als heiler Bausubstanz. Aber einem mystischen Charme, dem bald alle erliegen. Geleitet wird es von einem übereifrigen, doch sehr liebenswürdigen jungen Inder, der sich gegen die indische Tradition und den Willen seiner Mutter durchzusetzen hat. Im Lauf der Geschichte zeichnen sich die Nöte und der Kummer ab, mit denen sich jeder Einzelne herumplagt. Hervorragend inszeniert und in perfekter Besetzung. Amüsant und zum Nachdenken inspirierend.

Was mich persönlich sehr zum Nachdenken gebracht hat, sind die Geschichten von Evelyn Greenslade (Judi Dench) und Muriel Donelly (Maggie Smith). Evelyn realisiert nach dem Tod ihres Mannes, dass er ihr einen Schuldenberg hinterlassen hat und sie alles verliert. Muriel kann gesundheitshalber nicht länger auf die längst fällige Hüftoperation warten, kann es sich aber nicht leisten, sich in einem Privatspital einer kostspieligen Operation zu unterziehen. So ziehen beide dahin, wo sie ihr Leben und ihre Gesundheit noch mit wenig Geld finanzieren können: Indien.

Der Film widerspiegelt den Wandel unserer Gesellschaft in erschreckender Weise. Was man sich als normal erwerbstätiger Teil leisten kann, ist bei der rasanten Kostenexplosion im Alter nicht mehr finanzierbar. Alles ist so teuer, dass man verarmt und sich mit der Rente und dem Ersparten nicht mal mehr eine winzige Mietwohnung leisten kann. Und auch notwendige Operationen sind nicht mehr bezahlbar. Altersheime kosten schon jetzt in ländlichen Gemeinden 7000 Franken pro Monat und mehr. Wer kann sich das leisten?

So wird je länger, je mehr an Orte ausgewichen, die zurzeit noch erschwinglich sind (mit Betonung auf zurzeit). Im Film ist es Indien. Hierzulande sind es vermehrt Süd-Spanien, die Kanarischen Inseln, Sizilien oder Asien (Thailand, Malaysia, Bali), aber auch Neuseeland, wo im dritten Lebensabschnitt – statt des Ruhestands geniessen – ein neues Leben oder eine neue Existenz fern der alten Heimat aufgebaut wird (wie bei Evelyn im Film).

Umkehren liesse sich dieser Trend vielleicht, wenn wieder vermehrt Generationenhäuser gebildet würden. Häuser, in denen vom Kind bis hin zu den Grosseltern oder Ur-Grosseltern noch alle unter einem Dach, aber doch alle für sich leben, um sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. So wäre für jeden Einzelnen das Leben billiger und bestimmt auch bereichernder. Eine Lebensform, wie sie unsere Grossväter noch kannten.